Das unmittelbar Erreichbare, die greifbaren Versatzstücke aus der ihn umgebenden Welt bleiben nicht nur Abbild, sondern prägen als modifizierte Bildträger die Werke von Manuel Sobottka. Auf collageartigen Papierarbeiten finden sich neben Notiz- und Bestellzetteln, abgerissene, bekritzelte Buchseiten, die – mit Zeichnungen von Haushaltsgegenständen, abstrakten Grafiken und Flächen kombiniert – ein komplexes, visuelles Narrativ erschaffen. Grobe Skizzen oder auch naive Blei- und Faserstiftzeichnungen überlappen sich mit fein ausformulierten Interieurs, pastos aufgetragenen, ungegenständlichen Lack- und Acrylflächen, Linien, Wörtern oder Zahlen, ohne dabei eine explizite Hierarchie der einzelnen Elemente innerhalb des Bildraums anzustreben.

Die über eine längere Zeitspanne, in zahlreichen Überarbeitungen entstandenen Künstlerbücher folgen nur partiell den ursprünglichen Inhalten. Diese werden aus ihrem Kontext herausgelöst, humorvoll verfremdet oder gar ausgelöscht. Seitenübergreifende Motive und Cluster alternieren mit deren Durchbrechung durch autarke Einzelseiten, die keiner Chronologie folgen und einen kontinuierlichen Leserhythmus nahezu unmöglich machen. Es werden Fährten gelegt, die auf eine Erzählung hindeuten, es dem Betrachter jedoch nicht ermöglichen, eine finale Decodierung des Zusammenhangs zu erreichen. Auch das Buch selbst wird zur Herausforderung, denn Sobottka experimentiert an dessen materieller Beschaffenheit: Die Seiten werden mit divergierenden Mal- und Zeichentechniken, bis hin zu Cut-outs an die Grenzen ihrer eigenen Substanz gebracht.

Manuel Sobottka (*1996 in Gladbeck) studierte von 2014 bis 2015 an der Universität Duisburg-Essen. Seit 2015 ist er an der TU Dortmund und widmet sich dort dem Studium der Malerei und Grafik.

Text: Andree Höppe